Arbeiten in Norwegen ?

Was hat Norwegen, was wir nicht haben? Seit 2001 stand das Land in der UNO-Rangliste der Länder mit dem höchsten Lebensstandard (Human Development Index) die meiste Zeit auf Platz 1. Deutschland stand zuletzt auf Platz 5.

Nun haben wir die Norweger schon seit dem 19.Jahrhundert um ihre einmaligen Naturlandschaften beneidet – das Land der Fjorde und der tausend Inseln unter der Mitternachtssonne beflügelt seit je die romantische Phantasie von uns Südgermanen („Weck den Wikinger in dir…“) Auch die Heroen der norwegischen Hochkultur – Ibsen, Grieg, Munch – erfreuten sich hierzulande stets weitverbreiteter Wertschätzung. Natur und Kultur allein aber sind nicht der Grund, warum es sich in Norwegen allem Anschein nach so gut leben lässt.

Was also haben die Norweger uns voraus? Erdöl, lautet eine der möglichen Antworten. Dank der Förderfelder in der Nordsee ist Norwegen der drittgrößte Ölexporteur der Welt. Die Öl- und Gasbranche trägt zwischen 15% und 18% zum Bruttoinlandsprodukt und bis zu 70% zu den Exporten des Landes bei. Weite Teile der norwegischen Industrie hängen direkt oder indirekt von der Ölförderung ab. Das Schöne daran: Wenn der Rest der Welt unter hohen Ölpreisen ächzt, können sich die Norweger jedes Mal über einen neuen Wirtschaftsboom freuen. In den letzten Jahrzehnten hatten sie oft Grund zur Freude.

Hauptsächlich dem Öl ist es zu verdanken, dass Norwegen sich innerhalb weniger Jahrzehnte aus einer Nation von Fischern, Bauern und seefahrenden Kaufleuten in eine hochmoderne Dienstleistungsgesellschaft verwandeln konnte. 60% des Volkseinkommens werden heute im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet. Wichtige Branchen sind z.B. Tourismus und Software-Entwicklung. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt. Auch Japan und die USA werden von den Norwegern abgehängt.

Das Nebeneinander von Tradition und Moderne ist aufgrund der rasanten Entwicklung vielleicht auffälliger als in anderen Ländern. Obwohl die Norweger wie kaum eine andere Nation mit Internetanschlüssen und Mobiltelefonen ausgestattet sind und in ihrer großen Mehrzahl in Städten leben, fühlen sich viele Menschen nach wie vor ihren ländlichen Wurzeln verbunden. Unter anderem aus diesem Grund erhalten die norwegischen Bauern die höchsten Subventionen weltweit.

Überhaupt scheinen die Norweger besser mit dem globalisierten Kapitalismus zurechtzukommen als wir Mitteleuropäer. Das Land leistet sich nach wie vor einen starken Staatssektor, wenn es auch in jüngster Zeit mäßige Privatisierungsbemühungen gegeben hat. Die prosperierende Wirtschaft macht es möglich, das vergleichsweise dichte soziale Netz weiter aufrechtzuerhalten. Es herrscht quasi Vollbeschäftigung – die Arbeitslosenquote liegt nur knapp über 3%, in einigen Branchen werden Arbeitskräfte händeringend gesucht.

Besonders knapp sind in Norwegen Ärzte und Pflegepersonal, gastronomische Fachkräfte, Handwerker, Techniker, Ingenieure und Lehrer. Auch die Werftindustrie hat immer mal wieder mit Personalengpässen zu kämpfen. Ausländische Bewerber haben hier durchaus gute Karten. Die Struktur des Arbeitsmarktes ist regional unterschiedlich – im Süden ist das Spektrum der angebotenen Jobs breiter als im Norden. Wissen sollte man auch, dass die Gehälter in vielen Regionen niedriger, die Lebenshaltungskosten aber höher sind als in Deutschland. In der Hauptstadtregion um Oslo liegt auch das Einkommensniveau höher als bei uns.

Noch ein Wort zur Sprache: Die meisten Norweger sprechen zwar sehr gut Englisch, nicht wenige sogar Deutsch, wer sich jedoch beruflich im Land etablieren möchte, muss in der Regel Norwegisch können. Da die Sprache dem Deutschen nahe verwandt ist, lernen deutsche Muttersprachler das Norwegische relativ leicht. Wenn norwegische Firmen gezielt in Deutschland nach Mitarbeitern suchen, werden sie vermutlich Hilfe beim Erlernen der Sprache anbieten.

Wissenswertes über Norwegen findet sich im Internet in Hülle und Fülle;

z.B. auf den Seiten der norwegischen Botschaft in Deutschland
http://www.norwegen.no

oder auf den Seiten des norwegischen Tourismusverbandes
http://www.visitnorway.com