Bewerben in den USA
Das amerikanische Bewerbungsritual verläuft in seinen Grundzügen wie bei uns, unterscheidet sich aber in manchen Details. Im Allgemeinen spielt die persönliche Kontaktaufnahme eine größere Rolle. Es ist nicht ungewöhnlich, telefonisch oder in persona beim anvisierten Arbeitgeber vorzusprechen - inwieweit das im konkreten Fall sinnvoll ist, hängt natürlich von der Firma und der Stelle ab, die man im Auge hat.
Die Persönlichkeit des Bewerbers ist für den Personalentscheider nicht selten wichtiger als formale Qualifikationen. Da Eigeninitiative gut ankommt, versprechen Initiativbewerbungen durchaus Erfolg. Um so mehr, wenn Sie sich schon telefonisch oder persönlich vorgestellt haben, bevor Sie Ihre Unterlagen verschicken.
Unterlagen
Die schriftliche Bewerbung besteht im Kern aus Anschreiben (cover letter) und Lebenslauf (resume). Damit ist eine normale Bewerbung schon komplett. Unaufgefordert einen ganzen Wust von Dokumenten mitzuschicken ist, anders als bei uns, nicht üblich. Deshalb sind auch Online-Bewerbungen durchaus akzeptiert.
Unter Umständen verlangt der Arbeitgeber ausdrücklich ein complete dossier. Dann dürfen Sie aufbieten, was auch immer Eindruck schindet. Darunter fallen Abschlusszeugnisse, Urkunden, schriftliche Referenzen (Empfehlungsschreiben), Arbeitsproben (bei kreativen Berufen) usw. Eine amerikanische Besonderheit ist das transcript: eine Liste mit den Kursen, die Sie während des Studiums absolviert haben, inklusive Noten (sollte man ins amerikanische Notensystem umrechnen). Nicht selten gibt es auch Bewerbungsformulare, die man zunächst bei der Firma anfordern muss.
Im Normalfall jedoch wird das nicht nötig sein. Statt ein ganzes Abschlusszeugnis durchzulesen orientieren sich Personalverantwortliche lieber schlicht an der Gesamtnote (grade point average), die im Lebenslauf angegeben werden sollte.
Mit dem klassischen deutschen Arbeitszeugnis dagegen können Arbeitgeber sowieso wenig anfangen. Selbst wenn Sie es übersetzen - die kryptische Sprache deutscher Personalchefs teilt sich Ausländern nur bedingt mit...
Deutschsprachigen Dokumenten sollten Sie eine Übersetzung beilegen.
In Hinsicht auf die inhaltliche Gestaltung der Bewerbung gilt in der Regel dasselbe, was auch hierzulande zu beachten ist. Im Internet geben zahlreiche Bewerbungsratgeber hierzu in aller Ausführlichkeit Ratschläge (siehe Linkliste).
Hier sei nur auf ein paar eher formale Besonderheiten hingewiesen.
Anschreiben
Unpersönliche Anreden sind eher unüblich. Sie sollten den Namen eines konkreten Ansprechpartners recherchieren. Falls das nicht klappt, können Sie die Anrede auch ganz weglassen.
Wenn Sie Ihr Visum schon haben, halten Sie damit nicht hinter dem Berg. Dann weiß der Arbeitgeber, dass er durch Sie keinen Stress mit der Einwanderungsbehörde haben wird. Außerdem zeigen Sie dadurch Eigeninitiative.
Ansonsten gilt das Übliche: Zeigen Sie sich kompetent, engagiert, selbstbewusst, aber nicht größenwahnsinnig, und fassen Sie sich kurz.
Tabellarischer Lebenslauf (resume)
Anders als bei uns enthält das amerikanische resume außer dem Namen und der Adresse keine persönlichen Identitätsmerkmale. Alter bzw. Geburtsdatum, Nationalität bzw. Herkunft, Familienstand, Kinderzahl usw. gehören nicht in den Lebenslauf. Hintergrund: Es gibt in den USA sehr strenge Antidiskriminierungsgesetze. Kein Arbeitgeber will sich nachsagen lassen, er hätte Sie nur eingestellt, weil Sie weiß oder jung oder ledig oder ordentlich verheiratet sind. Lassen Sie deshalb alle diesbezüglichen Infos weg.
Aus demselben Grund wird auch kein Foto beigefügt.
Davon abgesehen enthält der Lebenslauf die gleichen Elemente wie bei uns: Ausbildungsgang; Berufstätigkeiten inklusive Praktika; besondere Kenntnisse; außerberufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten; eventuell Preise, Auszeichnungen, Publikationen.
Die Angaben zu außer- oder nebenberuflichen Aktivitäten sind in den USA wichtiger als in Deutschland. Sie sollen ein Bild von Ihrer Persönlichkeit vermitteln und sind daher genauso relevant wie die Infos zu Ihrer fachlichen Qualifikation. Wenn Sie Mitglied in einem Verein, einer Gesellschaft oder was auch immer sind, sollten Sie Ihre Tätigkeit und Ihre Leistungen kurz umreißen. Für uns eher ungewohnt - auch überdurchschnittliche sportliche Leistungen (Teilnahme an Wettbewerben usw.) interessieren den amerikanischen Arbeitgeber...
Wichtiger als bei uns sind auch Angaben von Referenzen. Statt an formalisierten Arbeitszeugnissen orientieren sich Personalentscheider an persönlichen Empfehlungen. Am Ende des Lebenslaufs sollten Sie deshalb mögliche Referenzgeber nennen. Akzeptiert ist aber auch die Formel "References available on request". Wenn die Nachfrage kommt, müssen Sie allerdings dann auch Personen angeben können.
Deutsche Noten und Ausbildungsabschlüsse, unter Umständen auch spezifisch deutsche Berufsbilder sollten Sie erläutern. Am besten geben Sie Ihre Abschlussnote (GPA - grade point average) nach dem amerikanischen Notensystem an. Die Amerikaner zählen anders herum, hohe Zahlen sind gut, niedrige schlecht - die deutsche "1" entspricht in den USA der "4.0", die deutsche "6" entspricht der amerikanischen "0". Missverständnisse können hier fatal sein...
Der Lebenslauf ist meistens antichronologisch aufgebaut, d.h. er beginnt mit der letzten Tätigkeit und geht dann in der Zeit zurück. Dabei werden nur die letzten Jahre ausführlicher behandelt. Außerberufliche Aktivitäten, die länger als zwei/drei Jahre zurückliegen, interessieren nur noch Historiker. Das resume ist daher im Vergleich zu Deutschland sehr kurz.
Im Normalfall ist der Lebenslauf nicht länger als eine Seite. Nur bei Akademikerjobs sind längere Auslassungen üblich... Das resume wird nicht unterschrieben.
Weiterführende Infos
Zur Vertiefung der Thematik finden sich im Internet zahlreiche Quellen.
Die meisten Internetjobbörsen bieten auch einschlägige Tipps und Tricks. Beispielhaft genannt sei
http://www.monster.com (USA-Seite)
Übrigens findet sich auch auf der deutschen Monster-Seite ein Bewerbungsratgeber für die USA:
https://www.monster.de/karriereberatung
("USA" im Suchfeld eingeben)